was macht man gegen Altersdepression ?

in hive-199722 •  2 days ago 

Herr Wolfgang Grupp, ehemaliger Geschäftsführer von Trigema, hat versucht, sich das Leben zu nehmen. Als Grund gab er an, dass er – mit seinen rund 83 Jahren – unter Altersdepression leidet.

Stellt euch das mal vor – ein solches Urgestein, jemand, bei dem man eigentlich denkt, dass er auch im hohen Alter durch Familie, Unternehmen, Kirche usw. getragen wird – und trotzdem schwerste Depressionen, die ihn bis an diesen Punkt gebracht haben.

Er ist ja ein Mensch, der auch immer in den Medien präsent war. Man kann sich kaum vorstellen, dass er mit solchen inneren Dämonen kämpfen musste, die ihn letztlich zu diesem Schritt veranlasst haben.

Ich selbst betreibe ja einige soziale Communitys, darunter auch die Gruppe "Gemeinsam statt einsam – richtig mit neuen Leuten", und dort vergeht wirklich kaum ein Tag, an dem nicht jemand über seine Depressionen schreibt – teilweise über viele Jahre hinweg.

Hier der Link zu dieser Community, dort kann jeder, auch anonym über seine aktuellen Depressionen schreiben. Im Normalfall wird man das von anderen Mitgliedern aufgefangen und man ist bemüht, im Gespräch zu helfen.

https://www.facebook.com/groups/gemeinsam.nicht.einsam

Ich selbst habe auch schon schwere Depressionen erlebt, hatte aber zum Glück bislang immer die Kraft, mich selbst wieder herauszukämpfen – sozial, menschlich, durch Rückhalt.

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Leider ist das Thema Depression immer noch ein Tabu. Für mich absolut unverständlich, warum nicht viel offener damit umgegangen wird. Ich habe damit kein Problem. Einige hier wissen ja, dass ich sehr offen mit Dingen aus meinem Leben umgehe – Vergangenheit und Gegenwart. Und ich hoffe immer, dass ich vielleicht den ein oder anderen ein wenig dazu bewegen kann, sich mit dem Thema zu beschäftigen, sich sozial zu verhalten oder sich irgendwo zu engagieren. Ich weiß durch Rückmeldungen, dass das auch schon öfter gelungen ist.

Aber wenn mich jemand fragt, was man tun kann, wenn man keine Familie mehr hat, vielleicht komplett einsam lebt – dann bin ich manchmal auch ratlos. Was soll man einem solchen Menschen sagen? Ich weiß es einfach nicht. Unsere Gesellschaft wird immer ichbezogener. Das Gegenüber interessiert viele gar nicht mehr. Und wenn man sich dann noch in sozialen Netzwerken umsieht – da wird es schnell aggressiv, beleidigend. Gerade wenn man in einer depressiven Phase steckt, können solche Kommentare richtig schlimm sein.

Suizid ist natürlich kein Ausweg. Und oft ist es so, dass man es zwar versucht, aber insgeheim hofft, dass es nicht klappt. Aber das ist keine pauschale Aussage – manchmal wünscht sich jemand auch wirklich, das Leben zu verlassen.

Ich schreibe hier einfach mal ein paar Dinge auf, die vielleicht helfen können. Das ist keine vollständige Liste, und ich bin kein Psychologe. Aber vielleicht ist es für den einen oder anderen eine kleine Orientierung. Und wer sich mal aussprechen möchte – gerne. Ich telefoniere zwar nicht, aber über Schriftform kommuniziere ich gerne. Das habe ich auch schon oft getan, besonders über meine Gruppen wie "Gemeinsam statt einsam". Ich bekomme dort viele Rückmeldungen und Nachrichten.

Nur bitte nicht wundern – ich bekomme manchmal über 50 Nachrichten am Tag, viele davon allgemein zum Verhalten im Netzwerk oder zu den Treffen, die ich organisiert habe. Aber seid euch sicher: Ich lese alles und melde mich.

Was kannst du tun, wenn du das Gefühl hast, in einer solchen Depression zu stecken? Sprich mit deinem Hausarzt. Offen und ehrlich. Er kann dir helfen, eine passende Therapie zu finden oder Medikamente in niedriger Dosierung zu verschreiben, wenn nötig. Bewegung hilft ebenfalls. Schon ein täglicher Spaziergang oder leichtes Schwimmen kann eine große Wirkung auf die Stimmung haben. Wichtig ist auch der Kontakt zu anderen. Einsamkeit verstärkt Depressionen. Suche das Gespräch mit Freunden, Familie oder schließe dich einer Gruppe an – es gibt Seniorentreffs, Nachbarschaftshilfen oder Gespräche mit anderen Betroffenen. Auch das Finden von Sinn kann helfen: ein neues Hobby, ein Ehrenamt, Tagebuch schreiben oder einfach eine kleine Aufgabe am Tag. Etwas, das dir das Gefühl gibt, gebraucht zu werden.

Und ganz wichtig: Wenn du sehr dunkle Gedanken hast oder nicht mehr weiterweißt – sprich mit jemandem. Du bist nicht allein. Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr für dich da. Kostenlos und anonym unter 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222. Oder online unter www.telefonseelsorge.de

Es ist nie zu spät, Hilfe anzunehmen. Du darfst traurig sein. Aber du darfst dir auch helfen lassen. Depression im Alter ist kein Schicksal – sondern behandelbar.

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