Wenn ich an meine Jugend zurückdenke, gibt es für mich einen ganz besonderen Ort: das "Wäldchen" in Gotha. Eine kleine bewaldete Fläche, umgeben von Plattenbauten, unweit meiner damaligen Schule. Für uns war das Wäldchen so etwas wie ein zweites Zuhause. Mit 12 oder 13 Jahren trafen wir uns dort fast täglich – Schulkameraden, aber auch Jugendliche aus anderen Schulen. Und das ging über Jahre so – bestimmt vier, fünf, sechs Sommer lang.
Wir zogen weiter in die Jugendclubs oder auf Dorfdiscos, oft mit 50ccm-Mopeds unterwegs, im Konvoi – manchmal 20 Maschinen auf einmal. Wenn ich daran denke, sehe ich uns heute noch wie eine Truppe junger Ost-Rocker durch die Gegend cruisen. Der Geruch von Zweitaktgemisch in der Nase, laute Musik aus den Kofferradios, und das Gefühl, frei zu sein.
Später, als viele eine Lehre begannen, traf man sich zwar noch, aber seltener. Cliquen veränderten sich, Kontakte gingen verloren. Und doch – diese Zeit bleibt unvergessen.
Vor rund zehn Jahren habe ich dann ein kleines Treffen organisiert – und tatsächlich sind etwa 30 Leute von früher gekommen. Wir saßen stundenlang zusammen, redeten, lachten, erinnerten uns. Es war wie eine kleine Zeitreise zurück ins Wäldchen.
Leider sind inzwischen einige von uns nicht mehr da. Einige haben den Kampf gegen den Krebs verloren, andere starben viel zu früh an Krankheit – manche nicht einmal 40 Jahre alt.
Ich selbst bin letzten Monat 60 geworden. Und manchmal, wenn ich in den Spiegel schaue, erkenne ich mein Äußeres kaum wieder. Aber innerlich? Da spüre ich noch immer diesen Jungen, der sich am liebsten wieder auf sein altes S50 schwingen und ins Wäldchen fahren würde – in der Hoffnung, dort noch jemanden zu treffen für ein kleines Schwätzchen oder eine Runde durch Gotha.
Ich bin dankbar, meine Kindheit und Jugend in der DDR erlebt zu haben. Ohne Smartphones, mit echtem Zusammenhalt. Diese Zeit hat mich geprägt – und ich vermisse genau dieses Miteinander sehr.
Das Bild, das ich hier mit euch teile, wurde vor über 45 Jahren im Wäldchen aufgenommen. Vielleicht erkennt ihr mich ja darauf wieder?
➡️ Erzählt doch auch mal: Hattet ihr einen ähnlichen Ort? Einen besonderen Platz eurer Jugend, der euch bis heute begleitet?
Ja, leider merkt man hier, wie schnell die Zeit vergangen ist, auch wenn es gerade in diesen Jahren oft anders empfunden wurde. Man wollte ja 18 werden, um den Führerschein zu machen, etc.
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